Wer nach Mallorca reist, hat zumeist das Ballern im Sinn? Was uns angeht, zieht es uns eher in ruhigere Gegenden, in denen man sich noch an der Schönheit der mallorquinischen Natur erfreuen kann. Also rasch die Laufausrüstung in die Tasche gepackt und flugs auf die Insel!
Wanderstrecke = Trailrunning-Strecke?

Der erste Gedanke auf der Suche neuen Laufstrecken in fremden Gegenden orientiert sich bei uns zunächst an dem Prinzip: Wo man Wandern kann, ist auch Laufen kein Problem. Auf Mallorca gibt es einige ausgewiesene Wanderrouten. Wir fahren in das wild-romantische Tramuntana-Gebirge im Westen der Insel. Steil geht es über Serpentinen auf eine ansehnliche Ausgangshöhe von rund 500 Metern. Unser Ziel: Eine Rundtour von ca. 15 Kilometern durchs Gebirge. Wir starten auf dem Wanderparkplatz von Son Amer und laufen den Wanderweg GR221 in Richtung des Berges Puig Tomir über Binifaldó. Je nach Anstrengung – so ist der Plan, entweder einen Rundkurs gestalten oder auf geradem Weg wieder zurück.

Aller Trailrun-Aufstieg ist schwer
Gleich zu Beginn wird klar, dass die Strecke nicht so schnell zu bewältigen ist, was vornehmlich am Untergrund liegt: Steine und Geröll erschweren den Aufstieg extrem, sodass wir vor allem anfangs gezwungen sind zu gehen, denn laufend können wir den Anstieg nur an wenigen Passagen bewältigen. Es ist warm und ich frage mich, ob ich ausreichend Wasser mitgenommen habe. Die ersten Höhenmeter sind bereits geschafft – die Luft ist warm und duftet nach Pinien und trockenen, mediterranen Sträuchern. Unterwegs begegnen uns andere Urlauber und eine Gruppe von Schülern, die uns mit „Vamos!“-Rufen anfeuert. Es sind knapp 2 Kilometer geschafft und wir haben nun bereits fast 200 Höhenmeter hinter uns gebracht. Nachdem wir eine kleine Leiter überklettert haben, geht es im Naturpark des Tramuntana-Gebirges weiter und wir können es mal so richtig laufen lassen. Der Untergrund ist nun leichter zu erlaufen – zwar immer noch mit viel Geröll untersetzt, aber die Steinchen werden kleiner und mit ihnen wird auch das Laufen wieder leichter. Tapfer orientieren wir uns an den Schildern, doch ein Blick auf die Maps-Anzeige auf dem Handy verrät uns, dass wir offenbar die Abzweigung nach Puig Tomir verpasst haben. Stattdessen sind wir auf dem Rund-Wanderweg GR221 geblieben, der uns um Binifaldó herumführt.

Quo vadis, GR221?
An zurücklaufen ist nicht mehr zu denken – wir fürchten, nicht auf den ursprünglich gedachten Pfad zu gelangen, da offenbar abweichende Routen nicht ausgeschildert sind. So beschließen wir, auf dem ausgewiesenen Wanderweg zu bleiben, der uns nach ca. 9 Kilometern wieder zum Parkplatz von Son Amer bringen würde. Eine Gruppe von deutschen Wanderinnen hilft uns in unserer Planlosigkeit weiter und meint, dass laut Reiseführer der Weg ab nun für einige Kilometer asphaltiert sein soll. Unsere Trailschuhe sind zwar nur bedingt für Asphalt geschaffen, aber die Aussicht, es nun bergab ein wenig ballern zu lassen, lässt uns von unserem ursprünglichen Plan absehen. Ein paar dunkle Wolken am Himmel und das Grollen in der Ferne tun ihr Übriges, uns in diesem Entschluss zu bestärken. Und so umrunden wir die Moleta de Binifaldo. Windgebeugte Aleppo-Kiefern säumen unseren Weg und verbreiten ihren typischen, mediterranen Duft nach warmem Nadelholz. Ein kurzer Moment des Innehaltens – doch schon tönt von Ferne ein leises Donnergrollen, das uns gemahnt, die Beine in die Hand zu nehmen.

Lauf, Trailrunner lauf! Schaffen wir es vorm Gewitter zum Parkplatz zurück?
Wir rennen nun schneller den Berg hinab. Statt Kiefern oder Pinien halten wir nun nach geeigneten Unterschlupfen Ausschau: Ins Gebirge eingegrabene kleine Höhen oder dichte Eichen bekommen nun mehr Aufmerksamkeit von uns. Ein Blick auf die Laufuhr verrät, dass wir nur noch 1,3 Kilometer vom Ausgangspunkt entfernt sein müssen, als das Unwetter losbricht: Aus wenigen Tröpfchen wird in Windeseile ein prasselnder Starkregen, der uns bis auf die Haut durchnässt. Bis zum nächsten Unterschlupf sind es zwar nur 10 Meter, aber wir schaffen es tatsächlich nicht mehr, trocken dorthin zu gelangen. Immerhin – als wir die kleine, ca. 1,20 Meter hohe Höhle erreicht haben, bricht um uns herum ein Gewitter aus, das sich in wild zuckenden Blitzen und schnell darauffolgenden, harten Donnerschlägen austobt. Nun heißt es Warten! Der Untergrund ist sandig und die kleinen Steinchen graben sich genüsslich in unsere Hintern. Wir harren aus – fangen an zu frieren und kuscheln uns ganz eng aneinander, um uns gegenseitig zu wärmen. Das funktioniert ganz gut, doch nach 20 Minuten versuche ich, mich in der kleinen Höhle zu bewegen, indem ich den minimalen Platz für Kniebeugen und – heben nutze, um wieder halbwegs warm zu werden. Wir warten, doch das Gewitter hört gefühlt gar nicht mehr auf. Immerhin haben wir Handy-Empfang und über das Smartphone verschicken wir Whats-App-Nachrichten, in denen wir uns über unseren tragikomischen Zustand amüsieren. Eine lange, klamme Dreiviertelstunde des Ausharrens vergeht – dann hat das Gewitter sich endlich verzogen und wir laufen unsere verbliebenen 1,3 Kilometer im leichten Regen bis zum Ausgangspunkt zurück.

Fazit und Ausblick
Trailläufe im Tramuntana-Gebirge auf Mallorca sind aufgrund des teilweise stark von Geröll geprägten Untergrunds eine Herausforderung. Ohne Trailschuhe sind sie daher nicht zu empfehlen. Für normale Jogging-Runden eignen sich die abgelegenen Pfade zwischen einzelnen Fincas oder Dörfern besser – sind aber natürlich landschaftlich nicht so spektakulär.
Ausrüstungsempfehlung:
- Trailschuhe mit gutem Grip auch auf schwierigem Gelände
- Trinkrucksack mit ausreichend Wasser, da die Tour mitunter länger andauern könnte als geplant.
- Wanderkarte vorher mit dem Handy fotografieren oder mitnehmen
- Sicherheitsset (inklusive Verbandszeug und Rettungsdecke) fürs Gebirge mitnehmen (erhöhte Sturzgefahr)