Eins – zwei – drei – vier —– fünf – sechs – sieben. Eins – zwei – drei – vier —– fünf – sechs – sieben … Gedanken erden sich mit jedem Schritt. Ein Mantra im Rhythmus des Laufens, die ewige Wiederkehr des Gleichen. Ach, wenn doch endlich Stille wäre im Kopf … Kaum entschwindet das Mantra, steigen wieder die Dämonen des Negativismus auf. Gedanken, die dich selbst unwert machen. Denn der innere Richter ist immer der härteste.
Dem Negativismus-Strudel entkommen
Wenn ich gedankliche Leere suche, habe ich die größte Chance darauf beim Laufen, am besten in der freien Natur, denn es hilft ungemein, aus dem ewig destruktiven Gedankenkarussell herauszukommen. Gerade in Zeiten psychischer Grenzsituationen, wie sie viele von uns seit der Corona-Pandemie erleben, kann die Fokussierung auf die simplen Dinge des Lebens helfen, nicht vollkommen in der Schwärze der Gedanken zu versinken.
Ist dieses berühmte „Runners High“ ein Akt der Spiritualität?
Das einzige Problem dabei ist, dass du erst einmal ein Grundlevel an Fitness erreicht haben musst, bis du nur noch ohne Denken laufen kannst. Doch hast du diese Stufe erreicht, gibt es immer wieder diese Momente des Losgelöstseins vom inneren Ich, der gewollten inneren Leere, wie sie auch durch Meditation erfahren werden kann. Läufer sind ja irgendwie immer auf der Suche nach dem berühmten „Runners High“, diesem Moment, in dem du völlig bei dir bist und doch über den Boden schwebst, so als könntest du fliegen. In diesen Momenten bilden Körper und Geist die perfekte Einheit und du fühlst das Intrinsischste, was du je spürtest, nämlich zu leben.
Meditation mit Bewegung?
Das Mantra, welches störende Gedanken beiseiteschieben kann, lässt sich ganz einfach in den Atemrhythmus des Laufens integrieren. Im Idealfall benötigst du für einen Aus-Atem 4-5 Schritte und für einen Ein-Atem 3-4 Schritte. Dies wird dir natürlich schwerfallen, wenn du beispielsweise bergauf läufst und dein Puls nach oben schnellt. Doch auf gerader oder abschüssiger Strecke ist es ein probates Mittel, um den Geist zur Ruhe zu bringen. Erst, wenn du nicht mehr mühevoll läufst, kannst du den Blick schweifen lassen auf das Grün der Bäume und den Frieden, der sich dir darbietet, in dich aufnehmen.
Kann ich meine negativen Gedanken während des Laufens in positive umlenken?
Ja, es geht – und nein, das hat nichts mit Esoterik zu tun. Es fällt manchmal schwer, diesen inneren negativen Gedankenstrudel zu durchbrechen. Doch dieser Moment der inneren Stille bietet die große Chance, ihn mit Positivem zu füllen. Statt „ich bin zu langsam“ oder „ich schaffe es nicht“ setze ich dann bewusst Sätze wie „Ich bin schnell“ und „Ich bin stark“ dagegen. Im Training hilft es, wieder zu innerer Kraft zurückzufinden – und du schaffst dir hilfreiche Skills an, die dich in schwierigen Momenten wieder in die Spur bringen können, beispielweise auf den letzten Kilometern eines Marathons.
